da capo 01/2012
Nr. 01/2012 01.02.201
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da capo
Ein Blatt für die Mitglieder des Chors ‚Neuer Chor da capo'
‘
Bertini-Preis Verleihung
Tolle Veranstaltung im „Ernst Deutsch Theater
Bertini-Preis Verleihung
Beeindruckende Veranstaltung im
Ernst Deutsch Theater
Was hat der Chor „da capo“ mit der Verleihung des renomierten Bertini-Preises zu tun? Nun, die Schüler der Stadtteilschule „Helmut Hübener“ sind unter den Preisträgern. Wie der eine oder die andere sich erinnert, hat der Chor bei der Namensgebungsfeier gesungen. Damit hat der Chor einen kleinen Anteil an diesem schönen Erfolg…
Der Name des Preises geht auf den Roman des bekannten Hamburger Schriftstellers und Publizisten Ralph Giordano zurück, der darin sein eigenes Schicksal und das seiner Familie während des „Dritten Reichs“ schildert. Er berichtet von dem Verhalten seiner Hamburger Mitbürger, von den vielen, die wegschauten, von denen, die den Terror offen unterstützten… aber auch von denjenigen, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens den Verfolgten und Ausgegrenzten beistanden.Der Preis, der zum 14. Mal vergeben wird, geht an junge Menschen, die sich
- a.für ein gleichberechtigtes Miteinander der Menschen in dieser Stadt;
- gegen das Vergessen, Verdrängen, Verleugnen von Unrecht, Ausgrenzung und Gewalt durch Aufdeckung von Spuren vergangener Unmenschlichkeit;
- c.gegen aktuelles Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt, ungeachtet persönlicher Folgen einsetzen.
Oder wie jemand es griffig auf den Punkt brachte: (Zitat):
„hinschauen, wenn andere wegsehen/
sich einmischen, wenn andere schweigen/
erinnern, wenn andere vergessen /
eingreifen, wenn andere sich weg drehen/
unbequem sein, wenn andere sich anpassen.“
Es würde auch manchem Erwachsenen gut anstehen, sich dieses Zitat einmal zu Herzen zu nehmen…
Doch nun erst einmal zu der großen Feier. Sie fand am 27.Januar im „Ernst Deutsch Theater“ statt. An die 700 Gäste waren gekommen, darunter viele Prominente, Abgeordnete des Senats, Künstler und Medienleute - jede Menge bekannte und wichtige Leute.
Durch die Veranstaltung führte die Moderatorin Julia-Niharika Sen, bekannt aus dem „Hamburg-Journal“ des NDR.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Herrn Fink vom Vorstand des „Bertini-Preis e.V.“ Als erstes begrüßte er natürlich die zahlreich erschienene Prominenz, darunter den Generalkonsul Polens. Wie er ausführte hatten sich 20 Projekte beworben, von denen 7 als Preisträger ausgewählt wurden.
Er erinnerte an die Nazi-Terroristen und Halunken von heute und dass die Preisträger als Antennen wirkten, die solche Fehlentwicklungen frühzeitig aufnehmen und thematisieren.
Als nächstes richtete der Schulsenator Ties Rabe ein Grußwort an die Anwesenden. Unter anderem rief er zur Zivilcourage auf und erinnerte auch an die möglichen Folgen der Feigheit für den Betreffenden. „Feigheit lohnt sich nicht, auch wenn es der einfachere Weg zu sein scheint. – Der Feige zahlt unter Umständen einen hohen Preis…“
Nach einem kurzen Musikstück, kam man zur Preisverleihung.
Die Reihenfolge der Nennung der Preisträger hatte nichts mit der Qualität der Arbeiten zu tun. Jeder Preis bestand aus 1.500 euro und einer Urkunde für jeden Teilnehmer.
Los ging es mit dem Preis an die Stadtteilschule Bergedorf. „Chanukka-Pakete ins Balticum.“ Dabei sammelten die Jugendlichen Sachen des täglichen Bedarf und schickten sie an Überlebende des Holocaust in Litauen, denen es wirtschaftlich nicht besonders gut geht, zum Chanukka-Fest, dem jüdischen Lichterfest. Einer der Überlebenden, Alexander Bergmann, war extra aus Riga gekommen um sich zu bedanken.
Den Nazis war es gelungen, fast alle der 250.000 Juden Litauens zu vernichten – nur etwa 150 Personen überlebten.
Die Laudatio hielt Ralph Giordano.
Irgendwann in dem großen Reigen kamen sozusagen „unsere“ Schüler von der Helmut-Hübener-Stadtteilschule. Sie bekamen den Preis für ihre gelungene Bühnencollage gegen das Vergessen unter dem Titel: „Was bedeutet Helmuth Hübener für uns?“
Die Laudatio hielt Michael Hartwig von der Elternkammer Hamburg. In dem anschließenden Interview meinte ein Jugendlicher: „Wir wollten nicht warten bis wir 30 sind, sondern schon jetzt für unsere Überzeugungen einstehen.“
Weitere Preise gingen an ein Theaterprojekt der Stadtteilschule Poppenbüttel gegen Aus- grenzung und Gewalt unter Jugendlichen, vor allem gegen die wachsende Gewalt unter den Mädchen… Motto: „Gewalt bewusst machen, Theater das bewegt.“
Die Laudatio hielt Wolfgang Rose von der Gewerkschaft Ver.di, Hamburg – übrigens eine be- merkenswert gut geglückte Rede..
Weiter ging es mit einem Preis für Jugendliche der Stadtteilschulen Stellingen und Ida Ehre. Dabei fuhren aus Bosnien stammende Jugendliche in das Land ihrer Eltern und interviewten Opfer des Jugoslawien-Krieges.
Der Laudator war Axel Zwingenberger.
Anschließend folgte eine Gruppe Berufsschüler, deren Eltern aus aller Welt nach Hamburg gekommen waren, von der Gewerbeschule in Hamm. Die Jugendlichen befassten sich mit dem Holocaust und interviewten Überlebende. Ein rumänisch stammender Junge berichtete, sein Großvater hätte behauptet, bei ihnen sei den Juden unter den Nazis nichts passiert, alle hätten ihnen geholfen….
Stimmte natürlich nicht – Das erinnert an die Nachkriegszeit in Deutschland, als die Nazis alle verschwunden waren und nach verbreiteter Aussage keiner etwas angestellt hatte… Alle hatten plötzlich eine weiße Weste… Schuld hatten immer andere..
Die Laudatio hielt der Leiter des „Hamburg-Journal“ beim NDR. Seine Rede hatte er den aktuellen, rechtsradikalen Umtrieben gewidmet. Ein Bemerkung blieb im Gedächtnis: „Fremdenhass ist die barbarische Logik der Nationalisten!“
Zwei Preise gingen einzelne Jugendlichen, einer an Sina Moslehi, der eine filmische Dokumen-tation über das Schicksal des Ernst Lossa anfertigt hatte. Ernst Lossa war ein „Jenischer“, ein Angehöriger eines „fahrenden Volks“ und starb im Rahmen der Eutanasie, ohne behindert zu sein. Vermutlich wurde er getötet, weil man einen unbequemen Zeugen los werden wollte oder weil er ein Jenisch war.
Die Laudatio hielt Manfred Schröter von der Freimaurer Loge „Roland“.
Den zweiten Preis bekam Richard Haufe-Ahmels für sein Filmprojekt „Einfach Esther, eine Ep- pendorfer Lebensgeschichte“.
In dem Film begleitete er eine Überlebende des Holocaust durch ihre ehemalige Heimat Eppen- dorf. Esther Bauer, die Überlebende, lebt heute in Amerika und war extra für diese Veranstaltung nach Hamburg gekommen. In freundlichem Ton berichtete sie über ihr Leben und ihr Schicksal. Ein Zitat blieb im Gedächtnis: „Menschenwürde und Freiheit müssen jeden Tag neu erobert werden.“
Die Laudatio hielt Günther Wedderien, von der Absalom Stiftung der Freimaurer.
Die Schlussrede hielt Ralph Giordano, geboren 1923. Ein beeindruckendes Erlebnis. Der kleine Greis mit dem weißen Haarschopf und der gewaltigen Stimme berichtete von seinem Leben. Schon 1933 wurde er im Johanneum als Nicht-Arier von den arischen Schülern etwas separiert und auch von manchen Lehrern furchtbar schikaniert. 1941 erfuhren er und seine Mutter, eine Jüdin von dem Massenmord an den Juden in Osteuropa. Zwei Mal wurde er von der Gestapo verhaftet und schwer misshandelt. 1944 musste er sich mit Mutter und Bruder in Alsterdorf verstecken.
Er hatte sich während der ganzen Zeit, während der 12 Jahre von 33 bis 45 Notizen gemacht und brauchte bis 1975 bis er in der Lage war, daraus ein Buch zu machen – die Bertinis.
Er rief die Jugendlichen auf, seinem Beispiel zu folgen und eine Aufgabe, zu der man sich berufen fühlte, niemals aus dem Auge zu verlieren und wenn es Jahrzehnte dauerte…
Wie er sich ausdrückte sind die Träume seines Lebens in Erfüllung gegangen:
- 1.Die demokratische Republik ist entstanden
- 2.Er hat sein Buch die Bertinis, diese Geschichte seiner Familie geschrieben.
Zum Schluss sammelten sich noch die Preisträger zum Schlussfoto und die Veranstaltung ließ man im Foyer bei einem kleinen Imbiss ausklingen…
Zwei aktuelle Nachrichten die zeigen wie wichtig die Unternehmungen der Preisträger und das Zeugnis der Überlebenden gegen das Vergessen sind:
In den Nachrichten kam die Neuigkeit, dass 31 % der jungen Leute mit dem Wort Auschwitz nichts anfangen können. – Dagegen ist eines sicher, die Neonazis haben Auschwitz bestimmt nicht vergessen.
Die andere Neuigkeit kommt aus Österreich. (dpa/Spiegel)
Massiver Protest gegen einen Ball auf der Wiener Hofburg: Akademische Burschenschaften hatten ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag zu der Tanzveranstaltung eingeladen.
Die Dachorganisation einer Reihe von akademischen Verbindungen hat den Burschenschafterball organisiert, eingeladen waren unter anderem auch schlagende und deutschnationale Verbindungen mit teils zweifelhaftem Verhältnis zur Geschichte. Verschärft wurden die Proteste durch die Tatsache, dass der umstrittene Traditionsball auf den Holocaust-Gedenktag fiel.
Nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA, die vom Veranstalter als einziges Medium zugelassen war, begann der Ball am Freitagabend mit Verzögerung. Einige der Gäste hatten wegen der Proteste und der Sicherheitsvorkehrungen Probleme, zum Eingang vorzudringen.
Zum Burschenschafterball waren auch Politiker aus dem Ausland eingeladen. Die rechtspopulistische französische Partei Front National (FN) hatte angekündigt, dass FN-Chefin Marine Le Pen als Gast des Chefs der Freiheitlichen Partei Österreichs, Heinz Christian Strache, nach Wien kommen werde. Gäste waren in früheren Jahren unter anderem Marine Le Pens Vater Jean-Marie Le Pen und der deutsche NPD-Politiker Jörg Hähnel. (Zitat Ende)
Die beiden Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, aufmerksam zu bleiben. Die Faschisten und potentiellen Mörder leben mitten unter uns. Sie brauchen nur den Eindruck, dass sie akzeptiert werden und ohne Strafe davon kommen. In den letzten Jahren gab es genug Beispiele, nicht nur die drei Durchgeknallten von der NSU, die 10 Menschen umbringen konnten, ohne aufzufallen. Der Verdacht besteht, dass sie im Laufe der Jahre unzählige Mitwisser hatten… .
Dazu kommen noch die vielen Opfer des Neo-Nazi-Terrors im Laufe der vergangenen Jahre. Man hat den Eindruck, dass diese Herrschaften sich in bestimmten Milieus der Gesellschaft steigender Zustimmung erfreuen können. Ein Indiz ist der Erfolg, den der unselige Sarrazin mit seinem Buch hatte.
Das ist die falsche Richtung!!!
Sigrid feiert am 02. Februar Geburtstag
Das Blatt „da capo“ wünscht, sicher auch im Sinne seiner Leser
Gesundheit
Glück und Zufriedenheit
Für das neue Lebensjahr
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Hermann, Sekretär u. Blattmacher