hart backbord 02/2017
-
-
- 24:07:2017Nr.02/2017 Nr. 02 / ( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. )
-
hart backbord
Ein Blatt für Seeleute und interessierte Landratten
unabhängig, weltoffen, seefest
 hermann-ays-hamburg.de
Hein Daddel in memoriam Geschichten aus vergangenen Tagen |
Seite 1 |
Peking kommt zurück nach Hamburg | Seite 2 |
Gut frisiert auf die letzte Reise... | Seite 2 |
ÂÂ
ÂÂ
Hein Daddel in memoriam
Geschichten aus vergangenen Tagen
Es handelt sich um Geschichten, die das Leben schrieb aus einer Zeit, die mit dem Verschwinden der konventionellen Stückgutfrachter und dem technischen Fortschritt unwieder-bringlich zu Ende ging.
Es verschwanden viele Berufe, an Bord und an Land und mit den Menschen eine ganze Kultur. Es verschwand auch so manche Institution, wie zum Beispiel die Funkstation „Norddeich-Radio“ und mit ihr der Funker an Bord. Andere Berufe änderten sich und ihre Bedeutung im „System Schiff“ nahm ab. So hat sich durch die moderne Satelitennavigation und –komunikation das Berufsbild des Nautikers sehr verändert. Das Schiff fährt nach Fahrplan und die Reederei an Land ist zu jedem Zeitpunkt in der Lage das Funktionieren des Systems „Schiff“ zu kontrollieren und gegebenenfalls Einfluss zu nehmen, sei es Maschine oder Brücke…
Â
Â
Die Zeiten, in denen die Geschichten spielen, sind schon einige Jahre vorüber, und viele Ausdrücke und Bilder im Sprachgebrauch selten geworden, beziehungsweise verschwunden. Der Autor hat in der Regel darauf verzichtet, Fachausdrücke im Text zu erklären. Stattdessen findet sich im Anhang eine ausführliche Liste mit einer Erklärung der Begriffe
Das Buch enthält 19 Kurzgeschichten auf 120 Seiten. Es ist kein „Seemannsgarn“, sondern es sind Geschichten, die der Autor zum Teil selbst erlebt hat, beziehungsweise ihm von vertrauens-würdigen Kollegen berichtet wurden. Natürlich hat er die Ge-schichten mitunter etwas modifiziert, Episoden und allgemeine Beschreibungen eingefügt, um die Geschichte abzurunden. Auch hat er sich bemüht, die Verhältnisse an Bord und die handelnden Personen wahrheitsgemäß zu schildern.
Â
Zu beziehen über „amazon“ oder bod unter:
Hermann Ays
Hein Daddel in memoriam
ISBN 9783848222872
ÂÂ
"Peking" kehrt zurück nach Hamburg.
Einer der letzten legendären Segler der „Flying-P-Liner“ der Reederei F. Laeisz ist, wie ausreichend in der Presse berichtet, unterwegs zurück nach Hamburg. Das Schiff, das 16.Mai 1911 in Hamburg bei der Werft „Blohm und Voss“ vom Stapel gelaufen war, soll in der „Peters Werft“ in Wewelsfleth bei Glückstadt wieder restauriert werden und dann seinen endgültigen Liegeplatz im „Hansa-Hafen“ am „Bremer Kai“ an den Schuppen 50-51 erhalten.
Nach neuesten Informationen soll die „Peking“ am kommenden Sonntag, oder vielleicht auch Montag 30./31.07. vor Brunsbüttel ankommen und nach Wewelsfleth verholt werden. - >
Dieses Ereignis bietet Anlass an ein anderes Schiff der Reederei F. Laeisz zu erinnern, die „Preussen“, ein Fünf-Mast-Vollschiff“, das größte Segelschiff, das je in Deutschland gebaut worden ist.
Sie lief am 07.Mai 1902 bei der Bauwerft Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde vom Stapel. Sie war als Segelschiff ohne Hilfsmotor konzipiert und war für ihre leichte Manövrierbarkeit, auch bei Wind-stärke 8 und mehr berühmt. Für die Bedienung der Segel war sie mit etlichen Dampfwinden ausgerüstet, hatte aber keinen Hilfsmotor. Unter Segeln erreichte sie eine Geschwindigkeit von 20,5 Knoten. Nach etlichen erfolgreichen Jahren als Frachtsegler wurde sie bei einer Kollision mit einem Frachter, der sich regelwidrig verhalten hatte, im Englischen Kanal schwer beschädigt und die Besatzung schaffte es nicht, das Schiff von Land „frei zu segeln“
Die „Preussen“ strandete an der englischen Küste, und ging verloren.
Â
"Gut frisiert auf die letzte Reise
 Der Sensenmann ist bekanntlich ein unfreundlicher Geselle. In der Wahl seiner Auftritte ist er nicht besonders wählerisch. Es gibt wahrscheinlich keinen Ort auf der Welt, an dem er nicht seine Einladung, gegen die jeder Widerstand zwecklos und der strikt zu folgen ist, an Betroffene nicht schon überreicht hätte.
Maria war schon etwas älter, hoch in den Siebzigern, aber wenn man von einigen Problemen absah, topfit. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann viel gearbeitet in ihrem Leben, hatte drei Kinder groß gezogen. Der Mann war verstorben und sie wohnte allein in einer Wohnung, in einem Heim für ältere Herrschaften.
Neben ihrer Wohnanlage existierte ein kleiner Friseursalon. Der regelmäßige Besuch beim Friseur war der einzige Luxus, den sie sich gönnte. Alle vier Wochen erschien sie, immer am Freitag, im Salon.
So auch heute. Sie hatte sich für 10Uhr 30 angemeldet, war auch pünktlich erschienen und hatte sich in dem Friseur-Stuhl an ihrem Stammplatz niedergelassen. Wie jedes Mal bediente sie die gleiche Dame, eine Frau mittleren Alters. Auch der Ablauf war, wie seit Jahr und Tag der Gleiche – Kopfwäsche, Wasserwelle und heute als besonderen Geck, einige kupferne Strähnchen in den weißen Haaren.
Man unterhielt sich über dies oder das und kam wie so oft auf die Vergangenheit. Sie hatte in Ostpreussen gewohnt und zu Kriegsende Furchtbares erlebt. Die Repräsentanten des untergehenden Regimes hatten bewusst die rechtzeitige Evakuierung der Zivilbevölkerung torpediert. Jeder Rückzug wurde verhindert, der russische Vormarsch sollte mit allen Mitteln gestoppt werden. Natürlich konnten die durch den jahrelangen Kriegseinsatz erschöpften Soldaten den angreifenden Russen kaum Wi-derstand leisten. Das hatte zur Folge, dass die endlosen deutschen Flüchtlings-trecks von der russischen Armee überrollt wurden.
Aber auch die russische Führung stand an Menschenverachtung ihren Gegnern in Nichts nach. Auf Befehl Stalins wurden die Soldaten mit vorgehaltener Pistole von den Kommisaren gezwungen, gegen die deutschen Mg-Nester anzurennen. Ein Befehl, der zu ungeheuren Verlusten auf der russischen Seite führte.
Für die Zivilisten in der Umgebung blieb nur die Flucht. Während SS und Feldjäger angesichts der furchtbaren Verhältnisse die Flucht der Soldaten zu verhindern suchten – jeder, der nur den Anschein machte, er wollte flüchten, wurde standrechtlich erschossen, fuhren die oberen Chargen, so genannte „Goldfasane“, mit den raren Motorwagen gegen Westen.
Sie fürchteten die Rache der Russen, denn die ungeheuren Verbrechen der Wehrmacht an der russischen Bevölkerung hatten sich unter den Soldaten schnell herumgesprochen.
Zahlreich waren die Scheußlichkeiten der deutschen Wehrmacht, wie der „Kommissar-Befehl“ – russische Kommisare sollten nicht gefangen genommen, sondern an Ort und Stelle erschossen werden, wie auch das bewusste „Verhungern-lassen“ der russischen Kriegsgefangenen im großen Stil und die Politik der „verbrannten Erde“, die bei der russischen Bevölkerung eine Hungersnot auslöste.
Wie die Kundin berichtete war sie mit ihrer Mutter und ihrer 14 Jahre alten Schwester mitten im Schlamassel gelandet. Sie waren von den vorrückenden russischen Soldaten überrollt worden und zwischen die Fronten geraten. Notdürftig versteckten sie sich in den Ruinen eines Bauernhofes. Ringsumher schlugen Granaten ein und Kugeln zwitscherten über ihre Köpfe.
Der erste Soldat, der in ihr Versteck zwischen den Mauern stolperte, war ein tödlich verwundeter Russe, der neben ihnen starb. Offensichtlich hatte er mit letzter Kraft in den Ruinen Deckung gesucht. Und dann kamen seine Kameraden… Ohne viel Federlesens fielen sie über die Mutter und die 14jährige Schwester her. Sie selbst blieb verschont, mit ihren 10 Jahren war sie den Herrschaften doch zu jung. – Aber über ihre Schwester fielen nacheinander 10 Soldaten her… Sie hat die Tortur nicht überlebt…
Die alte Dame schwieg, sichtlich von ihren Erinnerungen übermannt.
Inzwischen waren die Haare der Kundin mit Lockenwicklern eingelegt und die Friseurin holte die Trockenhaube und setzte sie der Kundin über den Kopf. Mit der Frage, „Wollen Sie vielleicht etwas lesen..“, brachte sie einige Zeitschriften, die diese gerne annahm.
Nach einer halben Stunde ging die Angestellte wieder zur Kundin, schob die Trockenhaube in die Höhe und machte sich daran, die Lockenwickler heraus zu nehmen und die Haare auszufrisieren. Sie war mitten bei der Arbeit, als sich der Kopf senkte und die Dame merkwürdige Geräusche, eine Art Grunzen von sich gab.
Die Angestellte ging zur Chefin und unterrichtete sie über das auffällige Benehmen der Kundin. Diese reagierte sorfort: „Sie gehen zur Kundin zurück, nehmen das Lehrmädchen mit und entfernen die Lockenwickler. Und beeilen Sie sich. Niemand verlässt den Salon schlecht oder gar nicht frisiert… Ich rufe auch gleich die Sanitäter. Sie soll bei der Beerdigung wenigstens eine vernünftige Frisur haben…“
Es kam tatsächlich so, wie die Chefin gesagt hatte. Der Arzt der Ambulanz konnte nur noch den Tod feststellen und sie nahmen die Leiche freundlicherweise gleich mit.
Die Sanitäter waren eben aus der Tür, als die Chefin die Angestellte und das Lehrmädchen in die Küche bat, eine Flasche Korn aus ihrem Versteck holte und drei Wassergläser füllte, für das Lehrmädchen allerdings nur einen kleine Schluck, und mit den Beiden anstieß: „Prost auf den Schreck, auf Ex!!!“
Witz der Woche:
Ein Reporter fragt einen Seemann. „Wo sind sie zu Hause?“ – „Ein Seemann ist überall zu Hause.“- „Und wo ist ihre Braut?“ – „Zu Hause…“
Â
Aktualisiert ( Donnerstag, den 27. Juli 2017 um 13:44 Uhr )